Ein Verein zur Unterstützung der Asyle für Hexenjagdflüchtlinge in Ghana

Reisetips für Ghana

Viele haben mich gefragt, wie und wann man am besten nach Ghana fährt, sei es, um das Projekt zu besuchen, dort mitzuhelfen, oder um Urlaub zu machen oder beides. Alle finden hier einen Wegweiser, der ihnen nach und durch Ghana helfen soll. Einen Reiseführer kann das kaum ersetzen. Dazu gibt es auch nur Jojo Cobbinahs Standardwerk. Basisinformationen zu Ghana finden sie auf Wikipedia. Wenn ihnen der Leitfaden weitergeholfen hat, überlegen sie doch, ob sie etwas spenden möchten.

Inhalt:

1. Medizinisches

2. Ticketkauf

3. Visum

4. Geld

5. Transport in Ghana

6. Packliste

7. Was mitbringen?

8. Was und wie besuchen?

9.  Was essen?

10. Höflichkeit

11. Gushiegu

 
1. MEDIZINISCHES:

Am besten ein halbes Jahr vor der Reise eine Tropenberatung bei einem Tropenmediziner machen, den gibt es in fast allen Städten. Die Impfungen müssen manchmal über einige Zeit gestreckt werden, das verbessert auch die Verträglichkeit. Impfungen für Privatreisen trägt die Krankenkasse. Ohne Gelbfieberimpfung erhält man kein Visum. Alle anderen sind optional. Sehr empfehlenswert sind Typhus, Meningitis, Polio (auffrischen), Masern/Röteln/Mumps und: Tollwut. Es gibt zwar flächendeckend Krankenhäuser in Ghana, aber bei dieser 100% tödlichen Krankheit sollte man sicher gehen. Cholera ist optional, die Schluckimpfung bringt nur 50%, in Accra gab es aber fast jedes Jahr Epidemien mit Dutzenden Toten. Masern sind auch keine Krankheit, die man haben möchte, ich habe einige Masernversehrte in Ghana getroffen (Blindheit etc.).

Malaria: Die Angst vor Malaria ist natürlich groß. Man kann aber gut vorsorgen. Vermeidung: Ein LLIN (LongLastingImpregnationNet) ist sehr zu empfehlen, z.B. die Firma Brettschneider, online ab 25 Euro. Man sollte auf zwei Dinge achten: Schnur und Haken mitnehmen zum Befestigen an Fensterarmaturen, Bettrahmen, etc. Und einmal kalt waschen und nicht nachts drauflegen. Mehrere Leute, einschließlich ich, beteuern, dass man von der Imprägnierung brennenden Ausschlag bekommen kann. Wenn man es am Rand feststeckt, ist das auch vermeidbar. Gels und Sprays: Ich habe ehrlich gesagt keine guten Erfahrungen gemacht. Sie stinken und reizen die Haut. Nobite ist hart aber wirksam, andere schwören auf Anti-Brumm oder Autan. DEET heißt der Wirkstoff, der Gehalt ist variabel, Bayrepel ist die Alternative. Man sollte für kurzurlaube eine einzige Packung kaufen und die dann in Übergangszeiten auftragen. Man wird tagsüber nur in Bussen (unterm Sitz!) gestochen, Moskitos sind vor allem in der Dämmerung aktiv. Vor allem an Flughäfen und Hotels sollte man aufpassen. Moskitonetze an Fenstern und Türen sind in Ghana selten intakt, meistens verhindern sie eher, dass die Moskitos wieder nach draußen gelangen.

Daher ist Chemoprophylaxe dringend zu empfehlen. Malarone ist gut und sollte zur Behandlung in jedem Fall mitgenommen werden, Doxycyclin ein Antibiotikum, das die WHO zur Prophylaxe empfiehlt. Lariam ist für das Auslösen von Tropenkoller und Depressionen berüchtigt, ich kenne aber viele, die es ohne Probleme nahmen. Artemefer wird erfolgreich zur Behandlung eingesetzt, gibt es in Ghana auch. In Ghana wie in Europa sind gefälschte Medikamente ein Riesenproblem, also aufpassen. Alle Prophylaxen zahlt die Krankenkasse, bei Doxycyclin einfach probieren. Empfiehlt sich aufgrund der langen Vor- und Nachlaufzeit vor allem für längere Aufenthalte. Malarone ist wohl die beste Wahl für alles unter 2 Monate, aber klären sie das mit dem Tropenarzt.

Moskitos fliegen nicht vom Warmen ins Kalte – Eine Klimanlage reduziert das Risiko, ein Ventilator nicht. Allerdings: Viele Mid-Budgethotels haben Klimaanlagen, aber keine Fensterscheiben. Und dann bringt das nichts, kostet Strom und brummt die ganze Nacht.

Außerhalb der Regenzeiten sinkt die Moskitozahl vor allem im Norden drastisch, man sollte sich nicht aus Angst die schönen lauen Abende unterm Sternenhimmel versagen. Was nicht ratsam ist: Alkoholabusus.

Fürs Essen gilt: Händewaschen und „wash it, peel it, cook it or forget it“.

Die Sonne ist tückisch in Ghana. Zwar scheint sie nur 12-14 Stunden, Mittags steht sie aber im Zenit. Besonders am Meer kann das rasch zu Sonnenbränden führen. Eincremen ist unbedingt nötig, man schwitzt aber einiges herunter. Daher empfiehlt sich eine lange Hose und ein Hut. Wenn sie nackte Ghanaer am Strand in der Mittagshitze sehen: Die haben einfach mehr Pigmente, da können sie nun mal nicht mithalten.  Aber auch Ghanaer können Sonnenbrand und Sonnenstich haben.

2. TICKETKAUF

Über Preisvergleichsportale wie idealo.de kann man günstige Flüge finden, ab 500 Euro insgesamt, wenn man Zeit hat und über 20 Stunden über Istanbul, Dubai, Algier oder Tripolis fliegen möchte. Lufthansa kostet allerdings fast nie unter 750 Euro insgesamt, die kann man aber bei drei Monaten Vorabbuchung auch immer bekommen. Der Normalpreis Lufthansa beträgt 800 Euro einfach, also ca. 1600 Euro insgesamt, meist kommt man mit ca. 1000 Euro aus. Man fliegt klassischerweise von Frankfurt am Main oder Düsseldorf, aber auch die meisten anderen Flughäfen werden angeflogen.

3. Visum. Pass und Impfpass, Kopie des Flugtickets und ausgefülltes Formular (4x) an die Botschaft in Berlin schicken, die wollen einen mit 4 Euro frankierten Rückumschlag. Es dauerte bei mir nie länger als 10 Tage, empfohlen werden drei Wochen: www.ghanaemberlin.de

Als Referenzadressen geben sie einfach zwei Hoteladressen an.

Inzwischen werden in Accra auch direkt am Flughafen Visa ausgestellt, man sollte sich aber nicht darauf verlassen.

Visa gelten 60 Tage, danach muss man sie verlängern, was in Accra und den Regionalhauptstädten relativ problemlos möglich ist, es dauert nur eine kleine Zeit.

4. Geld:

Den aktuellen Kurs des GhanaCedi können sie über http://www.Oanda.com herausfinden, er schwankt starkt und hat eine stetige Inflationsrate von mindestens 7 Prozent.

Abheben können sie direkt am Flughafen am Automaten mit Visa-Card (je nach Anbieter umsonst), für 1-3% Fremdwährungsgebühren, billiger gehts meistens nicht. Visa-Automaten gibt es in allen kleineren Städten. Bares können sie in Forex-Büros oder Banken in allen kleineren Städten umtauschen, die Tageskurse stehen an der Tafel. Zählen sie immer nach. Es gibt auch Schwarzwechsler, die bessere Kurse anbieten, aber das lohnt das Risiko nicht.

Viele fragen mich, was das alles kostet. In Ghana kann man mit sehr geringen Ansprüchen für etwa 4-6 Euro in Budgethotels übernachten, man hat dann ein sauberes, wenngleich oft durchgelegenes Bett und eine Toilette, wenn sie funktioniert. In allen touristisch interessanten Zielgebieten gibt es auch bessere Hotels, für 20 Euro erhält man meist ein doch sehr nettes Zimmer. Essen kann man ab 3 Euro pro Tag für ghanaischen Standard, besser, man rechnet 10, dann kann man sich auch mal eines der wenigen Restaurants mit europäisch-asiatischer Küche leisten. Busse und Taxis kosten sehr wenig, für 15-20 Euro kommt man mit dem Bus einmal durchs ganze Land. Lediglich „Dropping“ kostet mehr, wenn man ein Taxi für sich allein und ohne umsteigen mieten möchte. Dann sind durchaus mal 10-20 Euro für den Flughafentransfer oder durch die Stadt möglich. Hier dürfen und sollten sie handeln, für normalen Innenstadtverkehr zahlt man nicht mehr als 12 Euro, wenn man 20 von ihnen verlangt, wenden sie sich ab und fragen jemanden anderes. Ich habe aber auch schon einem überglücklichen Fahrer einmal 40 Euro für meinen ersten Flughafentransfer bezahlt.

5. Reisemittel in Ghana

Innerhalb Ghanas kann man mit http://www.antrakair.com fliegen, von Accra nach Tamale und zurück kostet das mindestens 110 Euro insgesamt. Besser, man fährt mit dem STC-Bus, der klimatisiert und halbwegs bequem ist, und für 1o Euro von Accra nach Tamale fährt – allerdings in 12 Stunden, je nach Straßenlage. Es gibt inzwischen auch gut ausgestattete Konkurrenzprodukte für die Überlandstrecken mit Anschluss in die Mahgrebstaaten, die ich noch nicht kenne.

Die zentrale Nord-Süd-Verbindung führt von Accra über Kumasi nach Tamale und Bolgatanga bis hoch nach Burkina Faso. Man kann fast immer unterwegs aussteigen, wenn man möchte, die Busse halten alle drei Stunden für eine Pause. Nach Westen fährt man von Accra nach Cape Coast und Sekondi-Takoradi und über den Hub Agona Junction weiter nach Axim oder in die Küstenwälder. Über Ho und Bimbilla in den Norden zu fahren kann leicht länger dauern, da die Straßen teilweise Pisten sind. Auch die Fahrt nach Wa im Nordwesten kann sehr anstrengend sein und empfiehlt sich nicht für Kurzurlaube.

Für die Verbindungen zwischen kleineren Regionalstädten ist der Metro-Mass-Transport die geeignete Wahl. Man geht zur Station und kauft sein Ticket, es kann aber passieren, dass die ausverkauft sind. Sie können Tickets am Vortag kaufen, aber es kann sein, dass der Bus ausfällt. Immer sollte man mindestens zwei Stunden vor Abfahrt sein Ticket kaufen, ansonsten ist schon voll und man wartet 3 Stunden oder den ganzen Tag.

Für Kurzstrecken ins Hinterland und den Stadtverkehr bleibt oft nur noch der „Lorry“ oder das „car“, heute sagt keiner mehr „Trotro“. In den engen Minibussen fährt man am besten nur tagsüber und man sollte sich sofort beschweren, wenn der Fahrer zu schnell fährt. Ihr Leben und das ihrer Mitfahrer hängt davon ab. Gurte brauchen sie nur in den besseren Gefährten zu suchen. Dafür sind diese Minibusse besser organisiert, als sie aussehen, mit festen Preisen und Haltestellen. Fragen sie einfach nach ihrem Zielort und man weist ihnen den Weg zur entsprechenden Busstation und dort fragen sie sich durch bis zu ihrem Auto. Die Chevrolet- und Ford-Busse sind bequem, gekühlt und modern, rasen aber meistens wie die Teufel. Besonders abends sind sie oft die einzige Wahl zwischen Accra, Cape Coast und Kumasi.

6. Was und wie packen?

„Schlangensichere“ Bergstiefel zu Hause lassen, wenn sie nicht wirklich Bergwanderungen am Volta-River planen. Sie erhalten überall Flip-Flops und Sandalen aus chinesischer oder ghanaischer Produktion. Mehr brauchen sie nicht. Allenfalls noch ein paar gute Halb- oder Turnschuhe. Schlangen gibt es, aber ich habe in 8,5 Monaten Aufenthalt kein lebendes Exemplar gesehen. Eine giftige Schlange erregt die Aufregung Aller, sie wird überall gesucht und dann getötet.

Sie brauchen unbedingt normale Kleider, Sonnencreme, Moskitospray, ein Moskitonetz (tropentauglich, wegen der Durchlüftung eher die geringere Meshzahl als für die kleinen Kriebelmücken Finnlands gemachte Netze), eine lange Hose für die Abende, Reiseapotheke, Geld und Dokumente. Und eine Schnur und ein günstiges Multitool mit Messer (nicht ins Handgepäck!). Alles andere können sie auf jedem Markt in Ghana kaufen, schicke Klamotten gibts bei Woodins oder DaViva, zwei in allen Städten vertretene Marken für die afrikanische Mittelschicht. Adventure-Ausrüstung wie Moskitonetzhüte, Gummistiefel, Wasseraufbereiter und Wasserkocher lassen sie am besten auch zu Hause, wenn sie nicht im Busch arbeiten werden. Man erhält überall Flaschenwasser für stolze 70 Eurocent, oder für 5 Cent Plastikbeutel mit Wasser, das oft furchtbar schmeckt (Chlor, Parfüm, Benzin, je nachdem wo es gelagert wurde), aber meistens nicht krank macht. Auch das Leitungswasser wird von Ghanaern getrunken. Sie werden nirgends verdursten oder schmutziges Wasser trinken müssen.

7. Mitbringen:

Viele möchten Kindern Geschenke mitbringen oder bleiben länger und wollen für erwartbare Freundschaften etwas in Petto haben. Geld ist immer willkommen, und man macht sich am wenigsten Stress.

Manche Entwicklungshilfe-Websites empfehlen Stifte. Bitte  KEINE STIFTE kaufen oder gar gebrauchte sammeln! Es gibt in Ghana überall Kulis und Bleistifte, an allen Kiosks zu Spottpreisen. Auch LED-Taschenlampen, alle chinesischen Billigwaren erhalten sie in Ghana. Machen sie den Händlern und Schneidern dort das Leben nicht schwer.

Was aber begehrt ist und ohnehin nicht im Land hergestellt wird: Handys, auch gebrauchte die noch gut gehen! Multitools. Hochwertige Werkzeuge (Sägen, Schraubenzieher). Gute Schuhe. Fussballschuhe und echte Fußbälle. Und natürlich Laptops, sofern sie gehen. Elektroschrott hat Ghana genug, aber man sollte auch nicht denken, dass man „die Afrikaner“ beschützen müsste vor Technologie – die brauchen sie dringend und ALLE AfrikanerInnen brauchen ein Handy. Oder zwei. Für Technik gilt: gute gebrauchte Markenware („home-used“) ist heißbegehrt und besser als die oft schrottreife chinesische Neuware, die tatsächlich den Großteil des Elektroschrotts ausmacht. Importiertes Essen wird oft misstrauisch genommen, Ghanaer sind sehr zufrieden mit ihrer Nationalküche. Sie brauchen also nicht kulinarisch zu missionieren. Nehmen sie für sich selbst aber ruhig etwas Parmesan oder Müsli mit.

Für Kinder können sie auch englischsprachige Bücher mitbringen, bevorzugt über Naturphänomene, Dinosaurier, Vulkane – alles, was den radikalen Religiösen dort ein Dorn im Auge ist und was Allgemeinbildung ausmacht. Geld und Geschenke geben sie immer erst den Eltern, ansonsten wird das als Korrumpieren der Kinder gewertet. Wenn sie einem fremden Kind hierzulande etwas in die Hand drücken, sehen das die Eltern auch nicht so gern. Bei vielen Geschenken kann es passieren, dass sie unbenutzt in einem Regal ausgestellt oder für die Hochzeitsausstattung zurückgelegt werden.

Kaufen sie ruhig zu den Preisen, die ihnen normale Straßenverkäufer nennen, sie betrügen fast nie und schon gar nicht ohne Not. Bei „Fashion“ kann man immer handeln, muss man aber auch nicht immer. Die „Marken“-Kleider sind alle gefälscht. Kaufen sie einfach mit Pokerface, bieten sie und überlegen sie es sich anders. Wenn sie sich wegdrehen, sagt der Verkäufer den niedrigsten Preis. Lebensmittel sollte man immer ohne Verhandeln bezahlen, in Ghana ist man oft sehr stolz. Lebensmittel sind in Ghana meistens teurer als hier, besonders Gemüse und Knollen. Fragen sie bei zwei oder drei Händlern nach, aber seien sie nicht unverschämt, wenn ihnen der Preis zu hoch erscheint.

Ein Tipp: Merken sie sich den Standardpreis einer Standardware, etwa ein Brühwürfel. Kaufen sie den. Wenn der Preis normal ist und die Verkäuferin nett, kaufen sie einfach noch etwas dazu.

Noch ein Tip: Fremde kaufen in Ghana oft erstmal aus Unsicherheit nichts, weil sie Angst haben, übers Ohr gehauen zu werden oder sich zu infizieren. Damit betrügen sie sich selbst um das, was sie eigentlich möchten. Kaufen sie einfach, was ihnen gefällt oder was lecker aussieht oder was andere Ghanaer kaufen. Wenn sie tatsächlich jemand um 3 Euro betrügt, ist das doch erträglicher, als wenn sie aus Angst davor 10 armen Händlern drei Euro abverhandelt haben. Und kaufen sie nichts aus Höflichkeit, wenn es ihnen nicht gefällt. Es gibt schlimmste Touristen-„Kunst“ in Ghana, auf naiv gemachtes Geschmiere, und sehr gutes Kunsthandwerk: Masken (alt und seriell gefertigt), lokale Glasperlenketten, auch selten ein paar wirklich gute Maler.  Im Norden gibt es sehr hübsches Flecht- und Lederwerk. Wenn ich einen Rat geben darf: Überteuerte „Recycelte“ Taschen aus zusammengenähtem Plastikmüll zu kaufen wird vielleicht ein lokales Projekt bei der Fertigung nicht wettbewerbsfähiger Produkte fördern, aber keine Müllverbrennungsanlage ersetzen. Kein ehrbarer Afrikaner läuft mit solchem Recyclingkitsch herum – die kaufen alle gefälschte Dolce&Gabbana-Täschchen oder nehmen Plastiktüten. Der notorisch alles recycelnde und verwertende Afrikaner ist ein Mythos, es wird lustvoll weggeworfen, niemand kleidet sich in „Müll“, man will schick und modern sein.

8. Wie und was besuchen?

Unter drei Wochen sollten sie Ghana nicht besuchen, es sei denn, sie möchten sich auf einen Strand bei Accra beschränken. Für den Transfer zwischen Städten sollte man einen vollen Tag rechnen.
Ein paar Vorschläge:

– Der Strand  in Kokrobite bei Accra ist ein beliebter Einstieg für Ankommende. Besuchen sie das nahegelegene Monkey Reserve in Bertianor am frühen Morgen. Unbedingt baden, das Wasser und der Strand ist vergleichsweise sauber!

– Die Universität in Legon/Accra ist einen Besuch wert.

– In Accra können sie in der Accra-Mall shoppen. Baumarkt und Supermarkt bieten so ziemlich alles, was man braucht. Es gibt hier auch Pizzerien, Burger, asiatische Küche, etc. Schauen sie auch mal auf den Kaneshie Markt oder den Makola Markt.

– Der Akosombo-Staudamm soll zwar durch ein Atomkraftwerk ersetzt werden, aber er wird noch lange Zeit dort stehen. Atimpoku ist ein hübscher Ort neben Akasombu, an dem ein Chalet für 20 Euro die Nacht gebucht werden sollte. Man isst dann auf einer Plattform mitten im Fluss sein Beef in green Pepper oder die köstlichen „Ghanaian Apple“ (Annona muricata, eine Verwandte der Cherimoya), die man nur vollreif und weich genießen kann.

– Das schläfrige Cape Coast bietet das Cape Coast Castle mit dem Sklavereimuseum als Pflichtprogramm. Die portugiesische Sklavenburg befindet sich 6 Kilometer weiter in Elmina. Der Khakum National-Park sollte besucht werden, und gehen sie in Cape Coast ruhig mal in den Kotokraba-Markt hinein, solange es ihn noch gibt.

– Fahren sie einmal nach Westen über Sekondi-Takoradi und Agona Junction zum Cape Three Points zwischen Akwida und Princesstown. Dort haben sie nicht nur Aussicht auf die Ölbohrinseln, sondern in der Green Turtle Lodge in Akwida auch wirklich einen exquisiten, günstigen Ort, an dem man mit Glück auch Schildkröten sehen kann. Die Alternative ist Princesstown, ähnlich verschlafen, mit gleich zwei guten und sehr günstigen Gasthäusern – eines davon in einer ehemaligen brandenburgischen Sklavenburg.

– Ghana ist ideal zum Strandwandern. Solange sie sich vor Sonne gut schützen, können sie den gesamten Strand abwandern oder -reiten.

– Es gibt entlang des Strandes überall Lodges oder Resorts oder Hideouts – sei es von Aussteigern oder von Ghanaern. Im Hinterland gibt es dank der zahlungskräftigen Diaspora auch mehr und mehr Gasthäuser und kleine Hotels an Orten, an denen man sie nie vermuten würde.

– Bolgatanga ist der krasse Gegensatz zum Süden Ghanas. Man kann in einem Tag von Cape Coast oder Accra dorthin fahren und hat dann den landschaftlichen Längsschnitt aus dem Bus mitbekommen.Ruhig, verträumt, in der Regenzeit anmutig grün, bietet dieses Städtchen vor allem Fahrradreparaturen an, und einen Tagesausflug in die nahegelegenen schönen Tongo-Hills mit dem mächtigsten Schrein Westafrikas, Tongnaab. Dort hat man auch Ausblick auf die Volta-Flüsse. Gerade für Mountainbiker ist Ghana übrigens ein Paradies – wenn man auf die Berge verzichten kann. Irgendwo wird man immer für ein paar Ghanacedi eine Lehmhütte mieten können und man ist garantiert alleine auf den ländlichen Straßen.

9. Was Essen?

Vegetarische Küche gibt es als Standard: Fleisch können sich viele nicht leisten. Auch wird niemand sie dazu zwingen, Fleisch zu essen – sagen sie einfach, sie seien Rasta oder religiös dagegen oder aus gesundheitlichen Gründen könnten sie kein Fleisch essen. Es gibt auch in Ghana eine vegane Bewegung und Liberalität wird in Ghana ganz groß geschrieben: Jeder nach seiner Fasson, auch wenn man sich gern das Maul zerreißt.

In der Sauce einer Fufu-Küche wird Fleisch mitgekocht, das wird dann rausgefischt und stückweise abgerechnet. Man sagt also den Preis, den man zahlen möchte: Fufu für 1 GhS und Fleisch für 2 GhS oder nur Sauce. Probieren sie Fufu, es hat etwas von einem Seidenknödel mit Gulasch, fragen sie ruhig nach einem Löffel, man akzeptiert das dann, sofern es einen gibt. Man muss nicht mit den Händen essen – darf man aber und es wird üblicherweise so gemacht.

„Ebrohwe“ (Äbroschwä) ist ein oft gehörter Ruf in den Straßen Südghanas,  angeboten wird gekochter oder gegrillter Mais, immer eine sichere Wahl. Im Norden gibt es Wagashi, fritierten Weichkäse. Und TZ – eine Polenta, geschmackslos, die man kalt mit einer idealerweise teuflisch scharfen Sauce isst. Es gibt aber viele Saucen, „vegetable stew“, „okro-stew“… Fried Rice ist oft sehr fettig. Alle ghanaischen Gerichte verstecken das Fett nicht, sondern lassen es gern als ölige Schicht obenauf schwimmen. Spagghetti erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Gekochten („plain“) Reis können sie immer bestellen.

Das ghanaische Frühstück besteht aus recht süßem Toast mit Ei. Oder gekochte Eier mit Zwiebel-Tomatensauce. Oder fritierte, getrocknete kleine Fische. Oder „Bo-Fruit“, ein leckerer heißer Krapfen. Oder Spring-Rolls. Oder Coco – ein Trinkpudding. Oder Bananen. Oder fritierten Kochbananen. Oder fritiertem Tintenfisch. Das alles erhalten sie von herumwandernden Verkäufern, die sie abpassen. Einfach am Busbahnhof im Bus warten und auswählen. Alles wird in Plastiktüten verkauft, von den meisten Verkäufern auch mit Plastikblättchen angefasst. Abends rauchen die Khebab-Grills. Die geschnittene Wurst kann man ruhig essen, auch die Fleischspieße – lediglich „Gizzard“-Spieße aus Geflügelmägen könnten für Ungeübte etwas zäh sein. Leider wird das Fleisch oft in Zeitungen gewickelt oder heiß in Plastiktüten geworfen. Bringen sie einfach einen Teller oder eine Kalebasse mit.

Generell ist Fleisch in Ghana fast immer frischer als hier. Es gibt Kühlhäuser, meist wird aber frisch und nach Bedarf geschlachtet. Die „Metzgereien“ sehen daher sehr skurril und expressiv aus, aber es ist alles schlachtfrisch und wird ohnehin stundenlang gekocht. Das Geheimrezept einer guten Fufu-Sauce ist übrigens ein winziges Stückchen altes „Würz“-Fleisch, das dann wieder herausgefischt wird. An wirklich volkstümlichen Küchen in ländlichen Gebieten finden sie auch einmal ein Hundeohr im Essen, wenn sie aber wirklich Glück haben, gibt es Innereien – das Leibgericht vieler Ghanaer. Fragen sie nach, wenn sie nach der wirklich authentischen ghanaischen Küche suchen.

Leider haben die Briten das Land kulinarisch geprägt – der Toast ist süß und pappig, aber es gibt auch „Sugarbread“, was eher an Kuchen erinnert. „Paano ka“ sind weiße, weiche Brötchen, meist nicht ganz so süß.

10. Höflichkeit

Ghanaer sind oft sehr offenherzig, aber auch sehr höflich und stolz. Orientieren sie sich an den Briten. Sagen sie oft „Please“ und „thank you“, nicht servil, aber nett. Schreien sie nicht Leute an, es sei denn, sie gehen ihnen wirklich auf die Nerven. Touristenfänger gibt es natürlich, vor allem junge aufdringliche Männer. Lassen sie beiläufig fallen, dass sie schon lange in Ghana sind oder zum fünften Mal zurückkamen – das vertreibt die meisten.

Achten sie darauf, einen herrischen Tonfall zu vermeiden, wie er für Deutsche üblich ist. „Ich nehme ein Brot“ – ohne Begrüßung und bitte. Sagen sie: „Hello. I have seen your pineapples. Could you prepare one for me, please?“ Dann zahlen sie – einen Euro, wenn es zwei sind, eben zwei. Ist doch egal, ob sie einen Touristenpreis zahlen, solange es nicht gar zu unverschämt wird. Cointenance. Inmitten des Lärms hilft auch eine stoische Haltung. Und wenn ihnen das „Obroni“ auf die Nerven geht – niemand meint das böse oder rassistisch. Man freut sich über die Anwesenheit von Touristen. Manche jungen Entwicklungshelfer empören sich herrlich darüber und kaufen T-Shirts, auf denen steht: „Don’t call me Obroni“. Nicht nett. Sagen sie einfach „Obibini!“. „Obroni, how are you, I’m fine, thank you!“ – sie antworten: „Obibini, I’m fine, how are you?“ Obroni heißt: der übers Meer kam. Obibini heißt: Afrikaner, hier geborener.

Sie müssen auch nicht alle anlächeln und freundlich grüßen. Ghanaer machen das auch nicht. Einfach zielstrebig, freundlich, bestimmt sein.

Ghana hat eine sehr niedrige Kriminalitätsrate und Weißen tut normalerweise niemand etwas. Es kann passieren, dass sie bestohlen werden. Es ist aber noch wahrscheinlicher, dass ihnen höflich ihr Koffer nachgetragen wird, wenn sie ihn vergessen haben. Passen sie einfach wie immer auf das Geld auf. An Bussen erledigt ihr Gepäck der Gepäckdienst. Sie müssen es nicht immer beobachten. Aber binden sie nicht die Kamera obendrauf.
Diebe werden übrigens schlimm zugerichtet, mitunter auch gelyncht. Seien sie sich dessen bewusst.

Trinkgeld ist oft nicht üblich oder wird mürrisch eingesteckt. Geben sie trotzdem eine Münze, ohne abfällig zu sein, lassen sie etwas auf dem Teller. Man glaubt allerdings auch, dass Hexen Münzen auf die Straße legen, und wer sie aufhebt, werde auch eine Hexe oder von einem bösen Fluch erfasst.

Service ist eine Ausbildungsfrage. Viele Hotelangestellte leben von 40 Euro im Monat. Erwarten sie nicht, dass die sich für sie ein Bein ausreißen.

11. Nach Gushiegu

Bitte kontaktieren sie uns, bevor sie nach Gushiegu fahren. Wir freuen uns über alle, die länger als eine Woche bleiben und etwas einbringen können, vor allem natürlich handwerklich. Für solche Besucher organisieren wir auch eine Reservierung in einem spartanischen Gasthaus. Touristisch hat Gushiegu nicht viel zu bieten außer einer ab Mai/Juni erblühenden Landschaft, die sich langsam von einer Halbwüste in einen grünen Sumpf verwandelt. Besonders Ornithologen kommen dann auf ihre Kosten, nachts hört man die Glockenlaute von Unken. Normalerweise schläft man um 8 oder 9 schon und steht um 5-6 Uhr wieder auf, wenn der Muezzin erfolgreich geweckt hat.

Gushiegu hat übrigens ein sehr neues Krankenhaus mit allen Basis-Funktionen: Operationssaal, Röntgen, Poliklinik, etc.

Nach Gushiegu kommen sie von Tamale aus. In Tamale empfiehlt sich zur Übernachtung das TICCS (Tamale Institute for Cross-Cultural Studies), das bei entsprechender Reservierungszeit günstige und vergleichsweise komfortable Zimmer bereit hält. Von der zentralen Busstation aus fahren dann auch Busse nach Gushiegu, meist muss man um 5 Uhr morgens da sein, am besten fragt man am Abend vorher nach. Von der MetroMassTransport-Station kann man auch nach Gushiegu, fragen sie aber nach, ob die Busse wirklich fahren. Es hängt immer von den Straßenbedingungen ab. Wenn alles klappt, ist man drei Stunden später in Gushiegu. Genauso kann man auch nach Gambaga (über Walewale), Tindang/Gnaani (über Yendi) und Bimbilla (über Yendi) fahren. Rein theoretisch könnten sie auch die Ostroute über Bimbilla und Yendi nach Gushiegu nehmen – das ist landschaftlich sicher wunderschön, aber riskant, was den Zeitaufwand angeht. Wenn man allerdings schon in Ho oder Hohoe am Volta ist, ist das vielleicht eine gute Alternative zum Rückweg über Accra und Tamale.

Eine Antwort

  1. Hallo Artikel Verfasser/in,
    ich habe gerade Ihren hilfreichen Artikel über Ghana gelesen. Ich fahre seit 1995 nach Ghana, habe dort ein Diabetes Präventions Projekt. Im Februar d.J. wurde ich durch einen Sozialarbeiter auf das Camp der Hexenflüchtlinge aufmerksam.
    Nächstes Jahr werde ich mich wahrscheinlich wieder zu Jahresbeginn in Ghana aufhalten.
    Bitte können sie mr Info über Gushiegu (z.B. homepage) zu kommen lassen.
    Vielen Dank
    Dodo Graf

    27. Mai 2013 um 08:19

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