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Veränderungen
Es gab riesige Fortschritte in Gushiegu. Die katholische Kirche dort hat ein Bohrloch gespendet, so dass die Bilder des schlammigen Wasserloches hoffentlich auf lange Zeit Vergangenheit sind. Auf einem Dach wurde eine Solarzelle angebracht, so dass die Frauen überlegen, zusammen einen Fernseher zu kaufen. Land haben wir zukaufen lassen, neue Hütten wurden vom WHVEP errichtet, so dass nun viel mehr Frauen einen privaten Wohnraum haben. Im Moment ist gerade Regenzeit angesagt, das bedeutete viel Arbeit auf den Äckern.
Es folgen einige Fotos:
Die neuen T-Shirts.
Vorbereitungen für die Regenzeit.
Simon interviewt einen Mann, der seine Frau wieder nach Hause zurückholen möchte.
Schulunterricht in Gushiegu.
Eine Hütte für das WHVEP-Personal zum Übernachten in Kpatinga.
Das neue Bohrloch in Kpatinga, eine eigenständige Leistung der katholischen Kirche in Gushiegu, über die wir sehr froh sind!
Das alte Wasserloch läuft nun wieder voll und wird hoffentlich lange nur noch von Fischen und Libellen gebraucht.
Die neuen Gebäude in Gushiegu mit neuem Innenhof aus Lehmputz, der hart wie Zement wird.
Lohnpflügen mi schönem roten Traktor, der leider nicht uns gehört.
Der Lehmboden ist arbeitsaufwändig, hält dann aber lange und bildet eine glatte Arbeitsfläche, die sich sehr sauber halten lässt.
Solarzellen von der katholischen Kirche bringen Licht in die dunklen Hütten.
Diese Frau ist auf ihren Wunsch hin und nach intensiven Interviews mit allen Beteiligten zurück nach Hause gekehrt, sie freut sich über ihre Enkelkinder.
Eine Gruppenbesprechung mit Martina Ngota-Ayaab.
Die zwei „Camps“ von Gushiegu
In Gushiegu gibt es zwei Siedlungen für Hexenjagdflüchtlinge. Drei Kilometer vor der Stadt liegt „Gushiegu Camp“ mit etwa 45 Frauen. In der Stadt selbst wohnen weitere 60 Frauen verstreut über mehrere Gehöfte. Viele haben auch eine hilfsbereite Familie gefunden, die sie aufgenommen hat, manche haben hier erneut geheiratet.
Die blauen Zementhäuser beherbergen im Schnitt zwei Frauen pro Raum und wurden vor einigen Jahren von einer NGO aufgestellt.
In der Stadt gibt es mehrere solcher Lehmgehöfte, in denen die Frauen zwar leichteren Zugang zu Wasser und zum Markt haben, aber auch weiter von den Feldern entfernt sind. Einige klagen über Verteilungsschwierigkeiten wenn von SpenderInnen nur Gushiegu Camp besucht wird und aus dem Blick gerät, dass in der Stadt weitere 60 Frauen unter teilweise ebenso extremen Bedingungen leben.
Die Waschgelegenheiten zwischen den Häusern lassen das Wasser nach außen ab. Ziegen verhindern momentan noch die Nutzung des Brauchwassers für Tomaten und Maracuja. Flechtzäune sollen noch dieses Jahr erstellt werden.
In Gushiegu Camp wird der Platz knapp. Wer von Kindern oder Verwandten unterstützt wird, kann sich eine solche Lehmhütte leisten, die im Bau als Auftragsarbeit etwa 50-100 Euro kostet.
Kinder in den Camps
In allen Asylen und Ghettos gibt es einige Kinder. Zumeist sind es weibliche Enkelkinder, die einer Großmutter als Hilfe im Alltag ins Exil mitgegeben werden, sehr selten bringen jüngere Frauen ihre eigenen Kinder mit. Meistens verbleiben diese auch im sehr jungen Alter beim Vater (und/oder dessen Zweitfrau) und werden dauerhaft von ihrer Mutter getrennt.
In Gambaga gelang es Simon Ngota, alle Kinder einzuschulen, was in Ghana Kosten für die Schuluniformen und Schulmensa mit sich bringt. Ein Sohn hatte es bis zur Oberschule gebracht, worauf alle sehr stolz waren. Vielleicht studiert er bereits. Kinder aus den Asylen einzuschulen und ihnen eine gute Bildung zu ermöglichen bedeutet auch, eine gebildete Generation mit einem sehr großen Bewusstsein für die Folgen von Hexereianklagen zu unterstützen. In Gushiegu Camp wohnt Zafira, ein etwa fünfjähriges Mädchen.
In der Stadt gibt es mehrere Kinder, die bei ihren Großmüttern und Müttern wohnen.
Diese Frau hat in Gushiegu neu geheiratet, was nicht selten auch ältere Frauen tun und einen möglichen Schritt aus den Asylen darstellt. Bisweilen ist auch die Häufigkeit der Heiraten in die Nachbarschaft der Asyle ein Indikator für die allgemeine Akzeptanz und Toleranz.
Diese Frau ist inzwischen leider verstorben. Sie litt an einer chronischen Erkrankung, und war auf ihre Tochter als Trägerin angewiesen. Ende Mai registrierten wir die Mutter noch bei der Krankenkasse, sie brach die antibiotische Therapie nach drei Tagen ab, weil sie die Tabletten müde machten und sie der Arzt wohl nicht hinreichend aufklärte. Leider haben wir das nicht frühzeitig erkannt, da zu dem Zeitpunkt noch 12 weitere Frauen in die Klinik geschickt werden mussten. Künftig wollen wir jede Frau, wenn sie das wünscht, zum Arzt begleiten und die Diagnose sowie die Nebenwirkungen von den Ärzten einfordern.
Hexenjagden in Nordghana
Hexenjagden sind ein aktuelles Problem. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden vor allem im subsaharischen Afrika Zehntausende ermordet, in den letzten vierzig Jahren weltweit mehr als während der historischen mitteleuropäischen Hexenjagden der Renaissance (1500-1600). In manchen Gebieten sind es alte Frauen, in anderen Männer oder Kinder. Sie werden beschuldigt, Tod, Krankheiten, Unfälle, Arbeitslosigkeit oder Armut zu verursachen. Hexen und Zauberer werden dabei vor allem aus der eigenen Familie oder dem nächsten Umfeld gefürchtet. Generell ist der Glaube an Gott und Dämonen, Geister und Hexen sehr, sehr stark. Davon sind alle Religionen betroffen, das Christentum in all seinen Varianten, der Islam und die traditionellen Religionen. Eine Frage ist daher, warum nicht viel mehr Menschen als Hexen verfolgt werden und warum in manchen Regionen und Dörfern Hexenjagden sehr viele Menschen betreffen, in anderen aber keine stattfinden, obwohl hier nicht weniger Menschen an eine Realität der Hexerei glauben.
Im Norden Ghanas befinden sich 8 Siedlungen für Hexenjagdflüchtlinge, die beiden größten bei Kukuo und Gnaani fassen etwa 2000 Menschen beiderlei Geschlechts, die anderen weitere 500 Menschen. In Kukuo werden häufig Frauen angeklagt, sobald ihre Haare ergrauen. Die Anklage kann hier die weibliche Linie über Generationen hinweg verfolgen. In Gushiegu finden sich hauptsächlich Frauen der Konkomba. Die meisten wurden mit der Begründung angeklagt, sie würden eine andere Person im Traum verfolgen. Ein solcher Traum wird natürlich auch als Vorwand erfunden, erscheint den meisten aber als akzeptabler Beweis: Schließlich können niemand außer den Blutsverwandten einer Person ins Herz sehen und sicher wissen, dass die Person keine Hexe sei. Ist die Anklage einmal ausgesprochen, bleibt nur die Flucht oder das Exil. Niemand hat hier Hoffnungen auf eine Polizei oder Gerichte, die sich beide nur ungern in „Familiäre Angelegenheiten“ einmischen und mitunter Angst vor lokalen Aufständen haben. Manche fürchten auch, dass ihre Kinder von Zauberei oder Giften getötet würden, wenn sie nach der Anklage nicht freiwillig gehen.
Physische Gewalt erfuhr in Gushiegu etwa ein Drittel der Flüchtlinge. Die meisten wurden verprügelt, mit Peitschen, Stöcken, Dornenbüschen.
Wasser!
Die Wassersituation zu verbessern ist in Gushiegu Camp das dringendste Anliegen. Wir wollen ein Bohrloch beantragen, machen uns aber wenig Illusionen über die Umsetzung. Für die gesamte Stadt gibt es nur ein paar öffentliche Pumpstationen, Politiker versprechen seit Jahrzehnten Abhilfe – ergebnislos. Daher steht die Anschaffung von Kanistern und Schubkarren sowie eines kleinen Not-Budgets für absolut Mittellose zum Kauf von klarem Trinkwasser an. 10 Liter kosten 3-5 Eurocent an der öffentlichen Pumpstation, die von Gushiegu Camp 2 km entfernt liegt. Nur 1200 Meter vom Camp liegt ein Wasserloch.